BTW 2025: Analyse der Wahlplakate

Die ausführliche Analyse der Wahlplakate-Prosa ist diesmal beim Volksverpetzer erschienen (Siehe Link).

Analyse: Die Sprache der Wahlplakate 2025
Der “Wortgucker” hat sich in diesem Deepdive die Wahlplakate genauer angeschaut. Und wie sie manchmal mehr verraten als gedacht.

Hier ein kleiner Preview zu den CDU-Wahlplakaten:

Der zentrale Frame der CDU-Kampagne wird mit dem unscheinbaren Adverb ‚wieder‘ aktiviert. Es erlaubt eine Gratwanderung zwischen Positiv- und Negativ-Campaigning. Zentrale Kritikpunkte am derzeitigen, wohl bedauernswerten Zustand des Landes müssen nicht explizit genannt werden, sondern werden dadurch angedeutet, dass die CDU sich den früheren Zustand zurückwünscht. „Wieder stolz sein können“ impliziert die Frage: „Stolz worauf?“. Einen Hinweis liefert das Kampagnenlogo der CDU mit dem Claim: „Wieder nach vorne“. „Vorne“ ist ‚positiv‘ aber bleibt unscharf. Man darf sich denken, dass ‚vorne‘ besser ist als hinten. Lassen wir uns also nicht abhängen, aber von wem eigentlich? Von anderen Ländern, die stärker sind als wir? Herzlich willkommen im Wettbewerbs-Frame. Wir waren mal wer („Exportweltmeister“, „Made in Germany“) und dieser Zustand ist bedroht.
Interessanterweise vollzieht die CDU den Schritt „nach vorne“ durch einen Rückschritt, wie das Wort „wieder“ zeigt, da es die alte Stärke glorifiziert. Da hat wohl jemand zu viel „Zurück in die Zukunft“ geschaut?
Das kleine Wort „wieder“ aktiviert also einen Change-Frame (CDU: „Politikwechsel“) mit folgender Logik: Change-Zurück, weil Früher-Besser. „Früher war es besser“, das gilt ja immer, wenn grad Krise ist.
Das von der CDU gesetzte Framing ist übrigens zu unterscheiden von einer Change-Kampagne wie jener von Obama von 2008 mit dem Claim „change we can believe in“. Ebenso von den im Deutschen mit dem Begriff der ‚Wende‘ gekennzeichneten politischen Kampagnen wie „Mobilitätswende“ oder „Energiewende“, bei denen es gezielt nicht um ein ‚Zurück‘ ging. Die CDU gebraucht vielmehr jene Version des Change-Framings, auf das Donald Trump in seinem Maga-Wahlkampf setzte und weiterhin setzt („Make Amerika great again“). Sie hat – so sieht es aus - einfach den wichtigsten Begriff aus den erfolgreichen Trump-Wahlkämpfen übersetzt: ‚again‘ bedeutet ‚wieder‘.