Die dominierende Perspektive der Autofahrer:innen
Das Modellprojekte für "autofreie Straßen" werden mitunter gern als "Straßensperrungen" bezeichnet. Das ist eine ziemlich einseitige, aber sehr verbreitete Sichtweise. Sie zeigt – mal wieder - die Auto-Dominiertheit unseres Denkens. Denn die Frage lautet: Gesperrt für wen? Und siehe: Das „Sperrungsgefühl“ betrifft nur die Autofahrer:innen.
Radfahrende und Fußgänger:innen bekommen hingegen einen ganz neuen Zugang zur Straße. Wahrscheinlich wird die Straße - gemessen an der Personenzahl - sogar mehr genutzt als vorher. Statt einer „Straßensperrung“ handelt es sich also um eine Straßenöffnung.
Das sagt nur keiner. Aber warum eigentlich? Ganz einfach: Wer von „Sperrung“ redet, übernimmt die Autofahrer:innen-Perspektive, denn es ist die dominierende, die mächtigere Sichtweise. Das ist auch der Grund, warum Autofahrer:innen, die „nur kurz, was abgeben“ wollen, selten auf der Straße parken, sondern gern mal auf dem Radweg oder Bürgersteig“. Bloß nicht den „AUTO-Verkehr“ ausbremsen. Die könnten sonst ja „Hupen“.
Die Wahrheit ist, wir sind seit Jahrzehnten darauf programmiert, dem Auto symbolisch Vorrang zu geben. Unser ganzes Leben, unsere Städte, die Schaltzeiten der Ampeln und unsere Sicht auf Straßen sind autozentriert.
Dabei war das nicht immer so. Eine berühmte alte Liedzeile – aus der Zeit vor den Automassen - heißt schließlich „Wozu ist die Straße da? Zum Marschieren.“ (1) Das zeigt: Es könnte alles ganz anders sein.
1: https://www.youtube.com/watch?v=jJxr7r7TgoE
2: Bildquelle, https://www.morgenpost.de/…/Autofreie-Friedrichstrasse-Sper…
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Modellprojekte für "autofreie Straßen" werden mitunter gern als "Straßensperrungen" bezeichnet. 🚧 Das ist eine ziemlich...
Gepostet von Wortgucker am Freitag, 1. Januar 2021