Gutes Framing, Böses Framing?
Ein Essay.
Deutschland ist im Framing-Modus. Einige machen damit Stimmung gegen Ausländer, andere wollen ihr Image verbessern. Durch das Netz kapert politisches Framing unsere Alltagskommunikation und unterhöhlt unser demokratisches Miteinander. Denn Political Framing kennt nur Gut und Böse. Wenn alle so reden, ist der gesellschaftliche Frieden bedroht.
Der Framing-Sturm ist über Deutschland gezogen. Erst war es die AfD und ihre rechte Sprache. Dann das moralische Neusprech aus dem ARD-Framing-Manual. Es wurden viele Empörungsartikel geschrieben. Es wurden auch Artikel geschrieben, die wissenschaftliche Studien zitierten. Das Ergebnis: Einige Studien sagen, Framing wirkt, andere sagen, es wirkt kaum.[1] Jetzt dürfen sich also alle aussuchen, was sie glauben möchten und machen trotzdem weiter wie bisher. Das eigentliche Problem bleibt jedoch ungenannt: Eine Gesellschaft im Modus des politischen Framing ist nicht mehr in der Lage sich zu verständigen.
Political Framing ist kein Alltags-Framing. Denn eins ist sicher: Die ganze Welt ist geframed, allein schon durch die Augen, durch die wir alle gerade gucken. Alle Menschen sind Framing-Experten. Schon wenn wir Urlaubspläne schmieden und unsere Idee durchsetzen wollen. Oder sagen wir, er wäre verliebt und sie noch nicht. Schon steht er vor einer Framing-Aufgabe. Also erkundigt er sich unauffällig, nach ihrem bevorzugten Film-Genre. Ist die Zeit reif, lädt er sie ins Kino ein und schlägt natürlich eine Romantic Comedy vor.“ Dabei verschweigt er seine Präferenz für den neusten Science-Fiction-Blockbuster. Mit der geschickten Auswahl von Informationen also Worten rahmen Menschen die Vorstellungen anderer Menschen so, dass diese sich in dieser Vorstellung wohl fühlen und mitmachen. Framing dient wirksamer und alltäglicher Kommunikation.
Dass so auch politische Kommunikation funktioniert, wusste bereits Cicero. Framing ist eine Strategie, um das eigene Handeln in Wörter und Formulierungen zu kleiden, die bei den Zuhörenden Akzeptanz oder Ablehnung auslösen sollen. Das Problem ist jedoch, wenn dieser Modus mittels gesteuerter Wiederholung alltäglich wird. Bei regelmäßiger „Anwendung“ - so die Theorie politischen Framings - setzt sich die erwünschte Sichtweise langsam aber sicher durch. Doch ein von Bürgerinnen und Bürgern millionenfach replizierter semantischer Kampf unterhöhlt die Alltagskommunikation, die eigentlich auf Verständigung ausgelegt ist und spaltet die Gesellschaft. Denn politisches Framing kennt vor allem Gut und Böse.
Verständigung ist nicht selbstverständlich, wie die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel zeigt. Die Menschen wollten ihrem Gott näher sein und bauten einen hohen Turm gen Himmel. Der liebe Gott fand das gar nicht witzig, zerstörte den Turm und verwirrte die Sprachen der Menschen. Infolge dieser babylonischen Sprachverwirrung konnten sich die Menschengruppen nicht mehr verstehen. „Messt Euch nicht mit eurem Gott“, so wird die biblische Episode oft gedeutet. Die Geschichte könnte jedoch ebenso eine Aufgabenstellung für die Menschen sein. Sie lautet: Lernt zuerst echte Verständigung untereinander zu suchen, um wahrlich frei zu sein. Das ist der Weg in Euer Himmelreich, auch ohne Turm.
Sprache: Spaltaxt und Kit, der uns zusammenhält
Oft in der Geschichte wollten jene, deren Sprache wir nicht kannten, uns unterwerfen oder unterjochen. Unbekannte Sprachen verhießen selten Gutes. Die Sprache ist ein Symbol der Spaltung, wie eine Axt. Gleichzeitig ist die Sprache das Werkzeug der Kooperation und Verständigung. Die Sprachwissenschaft bildet Widersprüche dieser Art ab. Einige Theorien vermuten den Ursprung der Sprache im Eigennutz und bei der Lüge. Andere finden ihn im Sozialen und im unbändigen menschlichen Willen zur Kooperation. Beides wird stimmen. Bis heute eignet sich die Sprache prächtig für beide Zwecke. In vielen gegenwärtigen Debatten jedoch, wird die Sprache nur als Spaltaxt geschwungen.
Sprache ist ein Regelsystem, bei dem bestimmten Lauten bestimmte Bedeutungen zuordnet sind. Die Buchstabenkette ‚Lampe‘ verweist auf den Gegenstand „Lampe“ und weil das alle wissen und sich a diese Regeln halten, verstehen sie sich so prächtig. Nun ist eine Lampe ein relativ problemloser Gegenstand. Weitaus schwieriger wird es im Feld der Ideen, Werte und Sachverhalte. Der Inhalt des Wortes ‚Freundschaft‘, beispielsweise ist ziemlich variabel. Sprache ist also gar nicht so präzise, wie wir denken, sondern gleichzeitig ziemlich vage. Beide Eigenschaften entfalten eine paradoxe Dynamik: Wir glauben stets an die Verbindlichkeit der sprachlichen Zeichen und sind sehr überrascht, wenn wir feststellen, wie unverbindlich diese manchmal sind. Darum sind Äußerungen möglich wie: „Und ich dachte immer, wir wären Freunde“. Die gesellschaftlich verbreitete Unkenntnis dieser Vagheit der Sprache, während gleichzeitig alle davon ausgehen, die Bedeutungen der Wörter stünden fest, bietet das Potenzial für Missverständnisse, Beeinflussungen und Manipulationen.
„Schau mal, auf deiner Schulter sitzt ein Insekt!“ Wer das hört, fragt sich bangend: “Kann es stechen, saugt es Blut?” Je nachdem, in welchen Rahmen ich bestimmte Sachverhalte einbette, entstehen daraus unterschiedliche Verhaltensimpulse. „Schau mal, auf deiner Schulter sitzt ein Schmetterling!“ Wer das hört, freut sich und zückt das Smartphone für ein Selfie. Interessant ist: Keine der beiden Äußerungen argumentiert oder versucht gar zu überzeugen. Und doch bleiben Überzeugte zurück. Die erste Äußerung schafft einen Besorgten. Die zweite einen erfreuten Menschen. Das ist der Clou beim Framing: Die Überzeugungsarbeit leisten die Zuhörenden selbst. Noch interessanter ist: Beide Äußerungen sind wahr und nicht gelogen. Das ist die Vagheit der Sprache in Aktion. Die Frames wirken wie eine Art „Denkrutsche“. Wird diese Art zu kommunizieren alltäglich, dann erlischt der Wille und die Fähigkeit zur Verständigung, denn politisches Framings erzählt immer diese Geschichte von Schmetterling und Insekt bzw. von Gut und Böse.
Böses Framing: Wie AfD & Co Ablehnung auslösen
Im Zuge der Debatte über Geflüchtete seit 2015 entstand eine Sprache der Entmenschlichung, die wir in Deutschland vergessen glaubten. Diese Sprache erzählt eine mächtige Geschichte der Angst. Die Geschichte handelt von „Rapefugees“, „alimentierten Messermännern“ mit „Asylgehalt“, die sich „Kopftuchmädchen“ halten, von „Passbeschenkten“, „die eine Blutspur durch Deutschland ziehen“ und denen man zuruft „weg mit dem Dreck“ oder auch „Absaufen, Absaufen“ und damit die „Invasion“ von „Asyltouristen“ meint, die zu Millionen übers Mittelmeer nach Deutschland drängen, um den „Großen Austausch“, den „Bevölkerungsaustausch“ voranzutreiben. Medien, die darüber unangemessen berichten, heißen in dieser Geschichte „Lügenpresse“ oder „Systempresse“. Und Institutionen, die flüchtenden Menschen helfen, sind „Invasionsprofiteure“ aus der „Anti-Abschiebeindustrie“. An diesem „Ansturm“, dieser „Grenzflutung“, dieser „Messereinwanderung“, diesem „Kontrollverlust“ ist nur einer schuld. Nein, nicht Einer. Schlimmer noch: Eine! Eine Frau. „Danke Merkel!“
Der Strategie hinter all diesen Wörtern ist immer derselbe. Sprache wird systematisch mit Gefahren aufgeladen. Gefahren machen Angst. Einige durchschauen das. Doch das klappt nicht immer. Einige dieser Wörter verstecken ihre Wirksamkeit im neutraleren Tonfall. Zum Beispiel das Wort „Kontrollverlust“. Es meint die tausenden Flüchtlinge, die 2015 teils ungeordnet nach Deutschland kamen. Und seien wir mal ehrlich. Wer wusste denn damals genau, wer nun kommt oder nicht? Haben Behörden nicht versagt? „Kontrollverlust“ ist nicht einmal gelogen. Niemand kann bestreiten, dass es Überforderung und Unordnung gab. Und genau hier liegt die Lüge dieses Wortes versteckt. Ein „Kontrollverlust“ beschreibt eben keine ‚Unordnung‘ und ‚Überforderung‘, sondern den extremsten Zustand. Wann gab es den letzten echten Kontrollverlust in Deutschland? Die Bankenkrise des Jahres 2008 wurde nicht so genannt. Der letzte Kontrollverlust in Deutschland war wohl die Naziherrschaft. Zerstörte Städte und Landschaften, Millionen Tote und Geschädigte.
Das ist der Mechanismus rechter Sprache: Die einzelne oder teilweise Gefahr wird zum Ganzen. Teilweise Überforderung wird zum Kontrollverlust. Kriminelle Ausländer werden zur Messereinwanderung (Bild, AfD Googlemap Messereinwanderung). Bisher offene Grenzen sind plötzlich die Entscheidung einer einzelnen Frau. Das ist böses Framing.
In der Tat birgt die Migration Risiken. Es geht darum, wie man darüber redet. Wer über Gefahren redet, tut dies in der Regel behutsam. Jeder, der schon einmal im Flugzeug saß, weiß das. Die Hinweise auf die Notausgänge werden sachlich vorgetragen. Uns werden keine Bilder von Flugzeugabstürzen gezeigt. Das wäre nämlich alles andere als hilfreich. Es verhindert sogar, dass wir im Ernstfall richtige handeln. Einfach weil die Angst zu groß ist. Die unverantwortliche Kommunikation der AfD (Twitterauszug eines beliebigen Abgeordneten) über Migration verhindert, dass wir die Risiken richtig bearbeiten können. Denn sie framed Menschen als Probleme und stellt damit Menschengruppen unter Generalverdacht. Verantwortliche Kommunikation jedoch framed Probleme als Probleme. Wenn Menschen unter Generalverdacht stehen, betrifft der sich gegen die Gruppe richtende Ärger nämlich auf einmal auch alle Syrer, die gar keine Messertäter sind. Am Flughafen haben auf einmal alle dunkelhäutigen Männer mit Bart eine Bombe im Koffer. Jetzt befinden wir uns bereits im Getriebe der selbsterfüllenden Prophezeiung. Das Misstrauen gegen eine Gruppe macht es wahrscheinlicher, dass sich diese Gruppe bedroht fühlt. Die brauchen dann - in ihrer eigenen Logik, um sich zu schützen - mehr Messer. Gesellschaftlicher Frieden ist ein hohes Gut und er ist mit bösem Framing einfach zu verspielen.
Wer mit dieser Sprache spricht, hat es nämlich einfach. Denn die so erzählte Geschichte dockt an alten Vorurteilen an. Die Angst vor Menschen, die Anders sind - oder nennen wir es Rassismus - war in der Geschichte der Menschheit häufig die richtige Entscheidung. Versetzen wir uns tausend Jahre zurück. Wenn Fremde vor unserem Dorf standen, deren Sprache wir nicht verstanden, dann häufig, um uns auszurauben, auf unserem Land zu leben oder um über uns zu herrschen. Genau diese Angst vor Fremden lernen wir bis heute täglich auf Neue im Geschichtsunterricht. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte von Kriegen und Eroberungen. Auch dieser Fokus ist bereits eine politische Rahmung, ein Framing. So prägen sich Einstellungen. “Fremde oder Freunde”, allein diese Redewendung sagt viel aus.
Lesen und hören wir diese Sprache, verstehen wir, was Victor Klemperer meinte, als er schrieb: „Worte können wie winzige Arsendosen sein: Sie werden unbemerkt verschluckt; sie scheinen keine Wirkung zu tun - und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Klemperer sammelte Beobachtungen über die Sprache des 3. Reiches und veröffentlichte diese 1947 in seinem Buch LTI. Systematisch beschrieb er darin, welche Macht die Sprache hat, um das Verbrechen zu rechtfertigen und das Schweigen zu zementieren. Was Worte mit Taten zu tun haben können, sahen wir Mitte März 2019 auf schmerzhafte Weise. Der Terrorist, der in Christchurch (Neuseeland, 15.03.2019) 50 Menschen ermordete, begründete seine Tat u.a. mit dem „Großen Austausch“ („the great replacement“). Auch Anders Breivik, der Mensch, der 2011 in Norwegen 77 Menschen ermordete benutztes dieses Framing in seiner Schrift, wenn er von der „Replacement-Rate“ in der Bevölkerung schreibt. Das neurechte Framing vom „Bevölkerungsaustausch“ wird in Deutschland stark von der identitären Bewegung verbreitet, z. B. über Flyer, die nach Ladenschluss in SB-Zonen von Banken abgelegt werden. (Flyer der Identitären Bewegung liegt vor) Und so komisch es klingt, aber ebendieses Framing steckt – sogar ziemlich auffällig – ebenso in dem Buchtitel „Deutschland schafft sich ab“.
Gutes Framing: Akzeptanz oder das ARD-Framing-Manual
Political Framing wird indes nicht nur eingesetzt, um Ablehnung zu erzeugen, wie gerade am Beispiel von AfD & Co gezeigt, sondern ebenso zur Akzeptanzsteigerung. Aktuelle Beispiele gibt es genug: Starke-Familien-Gesetz, Gute-Kita-Gesetz, Respekt-Rente, Geordnete-Rückkehr-Gesetz. Akzeptanz auslösen wollte auch die bekannte Framing-Expertin Elisabeth Wehling mit ihrem Framing Manual, das der ARD im Februar 2019 einen nachhaltigen Shitstorm beschwerte.
Wehlings ARD-Framing-Manual ist eine Art Sprechanleitung, für Mitarbeitende der ARD „wenn Sie Ihre Mitbürger dazu bringen wollen, den Mehrwert der ARD zu begreifen“. Darum empfiehlt Wehling der ARD, die eigene „Moral“ in Slogans und Narrative einzubauen. Statt von Öffentlich-Rechtlichen spreche man besser von „unserem gemeinsamen, freien Rundfunk“. Damit würde ein moralischer Anspruch mitkommuniziert. Dagegen lassen sich die Privatsender als „Kommerzmedien“, „profitorientierte Medien“ oder „Profitsender“ framen. Die ständige, aber nicht allzu auffällige Anwendung dieser neuen „moralischen Framings“ wirke wie „neuronaler Superkleber“. Die Anweisung lautet: „nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz. Nur durch die ständige Wiederholung neuer sprachlicher Muster über längere Zeit hinweg ist es möglich, den neuen Frames kognitiv Geltung zu verschaffen und sie damit zu einer realistischen Wahrnehmungsalternative werden zu lassen.“ Kurz gesagt: Wiederholung fräst sich ein.
Geht es nach Wehling, befasst man sich am besten gar nicht mit den Gegnern und deren Sprache, sondern vertraut einfach auf die neuronale Kraft der Wiederholung: „Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner“. Wer immer wissen wollte, wie das Neusprech aus George Orwells Roman 1984 funktioniert, hat nun die Erklärung.
Der Irrtum: Framing wirkt, aber nicht immer so, wie wir wollen.
Die besagten Effekte mögen messbar sein, wenn man Menschen nacheinander in den Hirnscanner schiebt. Im richtigen Leben sieht die Sache anders aus. Kommunikation ist zutiefst sozial, selbst wenn wir uns streiten. Und sie kann unerwartete Wendungen nehmen. Menschen, die sich zu Weihnachten treffen, um eine schöne Zeit mit der Familie zu verbringen und sich nur wenig später im schönsten Familienstreit wiederfinden, kennen das, wenn es heißt: „Oma ist schon abgereist“. Kommunikation bleibt - bei aller Planung - immer spontan, weil die anderen mitzureden haben. Die sprachliche Realität von Gesellschaften findet nicht im Hirnscanner statt, sondern in der Realität. Hätte Wehling Recht, hätte es den ARD-Framing-Shitstorm nie geben dürfen. Sprache schafft zwar Bewusstsein, aber häufig anders als geplant. Wehlings moralische Framings lesen sich wie der Versuch, Menschen sprachlich zu programmieren. Gesellschaften sind aber keine Roboter, die man sprachlich umprogrammieren kann. Darum beschränkt sich die Mensch-Computer-Kommunikation bis heute auf Befehle: „Alexa, bitte spiele Brian Adams“. Besser ausgedrückt hat es Karl Jaspers: „Daß [sic] wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen“.
Wie kann es zu dieser Überschätzung eigener Kommunikation kommen? Ursächlich ist der irreführende Begriff des „moralischen Framings“. Gemeint ist vielmehr eine Art wertebasiertes Framing. Werte dürfen individuell sein, Moral ist jedoch abhängig von Fremdbewertungen. Oder wie der Volksmund sagt: Eigenlob stinkt. Wer selbst definiert, was moralisch ist, kommuniziert von oben herab und landet zwangsläufig im Muster aus Gut und Böse. Das eigene Gute wird begründet und überhöht durch die Unmoral der Konkurrenz und der „Gegner der ARD“. Bereits diese Kategorie der „Gegner der ARD“ ist falsch. Diese sind schließlich selbst Beitragszahler. Als solche werden sie aber in dem Manual gar nicht mehr geframed und demzufolge wahrgenommen. Das blendet die Ansichten dieser Menschen aus und vergibt die Chance, die Vorwürfe zu bearbeiten und auszuräumen. Privatsender mögen zwar mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk konkurrieren, sie sind aber nicht weniger demokratisch. Wer in seiner Wahrnehmung auf Gut und Böse setzt, wird sich nicht verständigen können. Er wird blind für den Funken Wahrheit in der Kritik. Er wird glauben, mit Wortspielereien inhaltliche Kritik ausräumen zu können. Weil das Framing-Manual durchgängig auf Gut und Böse setzt, ist es keine Werbestrategie mehr, sondern ein handfestes politisches Papier.
So geht das von Wehling skizzierte neue ARD-Sprech nach hinten los. Es wirkt wie eine Art „Neusprech der guten Sache“. Framing ist nämlich kein neutraler Begriff, sondern ein politischer. Viele Menschen denken bei Framing an Beeinflussung und Manipulation. Im Grund wird bereits durch das Wort Framing ein eigener Wahrnehmungsrahmen aktiviert – ein Manipulationsframing. Absurderweise bestätigt Wehlings Manual nun alle Lücken- und Systempresse-Rufer in ihrer Weltsicht.
Bühnenkommunikation in Filterblasen
Das Ablehnungs-Framing der AfD und das Gute-Laune-Framing der ARD setzen auf Gut und Böse und profitieren durch Polarisierung. Das AfD-Framing versetzt die einen in Angst und macht sie manipulierbar. Die Anderen macht es misstrauisch und steuerbar in ihrem Protest gegen die AfD. All das stärkt die AfD, indem es gesellschaftliche Gräben aufreißt. Das Gute-Laune-Framing aus dem Framing-Manual der ARD schlägt umgekehrt in die gleiche Kerbe. Es bestätigt die Sichtweise jener Beitragszahler, die ihren Glauben an den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk verloren haben und treibt sie als „Gegner der ARD“ noch weiter weg. Beide Ansätze leisten einen Beitrag zur gesellschaftlichen Spaltung.
Da die Sympathisanten der AfD auch Lügenpresse in Richtung ARD rufen, treffen hier Gutes und Böses Framing exemplarisch aufeinander. AfD und ARD sind aber nur zwei Akteure dieser Kollision von Akzeptanz- und Ablehnungsframing. Dabei kollidieren beide Framings permanent und bei verschiedenen Themen. Die einen fordern den Linksruck und beklagen den Rechtsruck. Die anderen vermissen die guten alten Werte und beklagen die linksgrün-versiffte Gesellschaft. Die einen wollen die offene Gesellschaft, reden von „Willkommenskultur“ sowie „Gendersternchen“ und entwickeln eine kommunikative Klaviatur der Gleichberechtigung, die sich „political Correctness“ nennt. Die anderen finden jetzt sei langsam „Schluss mit dem Gender-Unfug“.
Wer jetzt glaubt, die linke Ecke wolle nur Akzeptanz bewirken und die rechte immer nur Ablehnung, irrt. Das linke Framing z.B. der „alten weißen Männer“ ist ein astreines Ablehnungsframing. Es basiert auf dem gleichen Prinzip wie der AfD-Sprech von den „Altparteien“, nämlich dem Topos „alt = veraltet, schlecht, ausgedient“. Umgekehrt sind auch Begriffe der politisch Rechten wie „freiwillige Rückreise“ und „Ankerzentrum“ auf Akzeptanz ausgelegt.
Problematisch ist nicht der Gebrauch beider Framings. Gutes Framing und böses Framing sind rhetorische Traditionen, die Politikerinnen und Politiker seit Jahrtausenden betreiben, mit dem konkreten Ziel, Mehrheiten hinter sich zu versammeln. Es ist Bühnenkommunikation. Politikerinnen und Politiker wissen jedoch, dass sie Bühnenkommunikation betreiben, wenn sie beide Arten von Framings gebrauchen. Am Ende der Talk-Show, in der sie sich mit roten Köpfen und ausladenden Gesten attackierten, reichen sie sich die Hand und trinken gemeinsam Kaltgetränke am Stehtisch.
Der Großteil der normalen Leute, die sich heute mit gutem und schlechten Framing bekämpfen, besitzt diese professionelle Distanz zu ihrem Streitobjekt nicht. Die streiten sich nämlich wirklich. Im realen Leben heizt diese Bühnenkommunikation ordentlich die Stimmung auf. Darum sehen wir immer öfter Demonstranten und Journalisten im gegenseitigen Handgemenge oder Übergriffe auf Journalistinnen wie kürzlich auf Dunja Hayali im ZDF-Morgenmagazin (13. März 2019).
Unsere Öffentlichkeit ist durch die sozialen Medien und das Internet zu einem lauteren und schnelleren Diskursraum geworden. Die Anzahl an Leserbriefen vor 30 Jahren ist nichts im Vergleich zur Anzahl Internetkommentaren. Alle können heute alles lesen und - was das Beste ist – sogar antworten. Das Internet hat uns alle zu kleinen Bühnen gemacht. Selbst wer nicht aktiv teilnimmt, wird von irgendwem gefilmt. Gar nicht so einfach für die Bürgerinnen und Bürger. Also geben die MultiplikatorInnen (Influencer) den Ton vor. Der große Rest reiht sich ein und schreit mit im Chor gegenseitiger Beschuldigungen. Wir nennen das liebevoll „Filterblase“, dabei ist es ein Horrorbild: Es entstehen riesige Chöre, die gegeneinander – mithilfe von Bots – anschreien. Keiner kann die anderen mehr verstehen. Dass das nicht gut sein kann, spüren viele, aber der Rausch der Bewegung zieht uns einfach mit. Konträre Meinungen sind heute keine konträren Meinungen mehr, sondern sie sind schlicht falsch.
Es ist wie bei der babylonischen Sprachverwirrung. In den Filterblasen werden verschiedene Sprachen gesprochen. Für die einen bedeutet „Political Correctness“ eine ‚gerechtere‘ und ‚lebenswürdigere Welt‘. Für die anderen bedeutet es, eine ‚ungerechte Welt‘ in der ‚die alten Werte nicht mehr gelten‘. Für die einen ist der „Rundfunkbeitrag“ in der Tat eine „Demokratieabgabe“. Für jene, deren gefühlte Realität dort nicht abgebildet wird, ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk die „Lügenpresse“. Beide Framings dominieren die meisten derzeit in Deutschland laufenden Debatten. Was für den einen der „Kontrollverlust“, ist dem anderen seine „Willkommenskultur“. Wer als junger Mensch für die Zukunft des Planeten „streikt“, ist für andere ein „Schulschwänzer“. Wer sich als „Mutbürger“ sieht, ist aus anderer Perspektive ein rasender „Wutbürger“. „Umweltschützer, die die Atemluft in den Städten verbessern wollen“ sind „Schädiger der heimischen Wirtschaft“.
Eigentlich soll diese Bühnenkommunikation aus Gutem und Bösen Framing politische Mehrheiten organisieren. Normale Leute brauchen aber keine Mehrheiten, sondern wollen vor allem friedlich leben. Wenn aber alle in diesem Modus sprechen, wirkt die Sprache als gesellschaftliche Spaltaxt. Die Dynamik aus Gut gegen Böse heizt sich auch deshalb so auf, weil es im Netz sehr leicht ist, sich den Rücken zuzukehren. Gegenseitiges Verstehen und Verständigung sind ausgeschlossen. Alle sehen nur noch, was sie trennt. Diese Spaltungskommunikation verhindert, sich über Themen wie Flucht, Integration und Klimawandel zu verständigen. Die Menschen verlieren den Blick dafür, was sie gemeinsam haben.
Das echte Potenzial von Framing
Das ist genau der Punkt: Verständigung heißt nicht, die eigenen Werte über Bord zu werfen. Es gilt vielmehr zu erkennen, dass uns selbst bei sehr verschiedenen Ansichten immer noch Dinge zusammenhalten. Ein schöner Frame hierfür ist vielleicht das Leben im Dorf. Hier kennt jeder, jeden und alle zusammen sind Teil einer Gemeinschaft und trotzdem heißt das nicht, dass alle gleicher Meinung sind und dass es niemals Streit gibt. „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“. Im Dorf gibt es diesen Zwang zum Frieden. Auf der Bühne enden die Dramen jedoch tödlich.
Das kann im echten Leben nicht gewollt sein. Neue Fragen müssen her. Wie können wir unsere Kommunikation anpassen, damit wir uns in der Dynamik des Netzes nicht kommunikativ und später real an die Gurgel gehen? Was kann die Politik, was können Medien anders machen? Wie kann Framing eine Kommunikation etablieren, die nicht spaltet, sondern Verständigung schafft.
Framing ist ein nützliches Konzept, z. B. bei der Frage: Dürfen wir mit Nazis reden? Genau hier sind linkere Teile der Gesellschaft in Deutungsrastern (Frames) gefangen. Eines davon ist der „Nie-wieder-Frame“. Wann immer rechte Einstellungen sichtbar werden, wird bei vielen diese „Nie-wieder Faschismus-Denkrutsche“ aktiviert: „Nein, mit Rechten reden wir nicht. Das macht die nur salonfähig.“ Die Pauschalabwehr macht jedoch blind dafür, dass „diese Rechten“ eine ziemlich heterogene Masse sind. Stattdessen verwenden wir das Wort „Nazis“ für alle, die sich auf einer Pegida-Demo tummeln. Dieser Automatismus stärkt nun gerade die Gruppenidentität der Versammelten, die dann trotzig rufen: „Na und, dann sind wir eben rechts“. Erst die Kenntnis dieses eigenen Framings macht den Unterschied sichtbar zwischen hartgesottenen Nazis und dem alten Mann mit Hut, der Angst vor kriminellen Ausländern hat. Oder zwischen der Bühnenkommunikation, wo das Reden gegen rechte Einstellungen zwecklos ist und dem Gespräch von Mensch zu Mensch, wo andere Regeln gelten. Unser eigenes Framing macht uns blind dafür, dass wir in einer Gesellschaft, in der ein Viertel menschenfeindliche Einstellungen hegt, mit Ausgrenzung nicht weiterkommen. Es macht uns blind dafür, dass wir neue Rezepte brauchen, weil das Deutschland von 1933 ein anderes ist, als jenes von 1945 und ein anders als jenes von 2015.
Wenn wir aufhören zu reden, verlieren wir den Einfluss auf dieses Viertel der Gesellschaft. Faschismus wird nicht salonfähig, wenn man Menschen diese Einstellung auszureden versucht. Einstellungen werden mit der Sprache in die Köpfe reinkommuniziert. Sie sind nicht genetisch vererbt. Sie können folglich nur durch Kommunikation verändert werden. Wer jetzt das Verständigung suchende Kommunizieren unterlässt, macht ferner den Fehler, seine eigenen Ziele zweifelhaft erscheinen zu lassen. Er will gar nichts ändern, sondern nur möglichst bequem in seiner Filterbubble chillen. Gesellschaftliche Verantwortung besteht auch darin, zu erkennen, dass es nicht ausreicht andere Meinungen zu ignorieren oder zu bekämpfen.
Gerade in der Isolation von Filterblasen kann man sich wunderbar radikalisieren. Allen, die jetzt das zweifellos richtige „Wehret den Anfängen“ im Sinn haben, ist zu entgegnen, dass Hitler sein Standardwerk „Mein Kampf“, das in vielen Hausbibliotheken zu finden war, im Gefängnis schreiben durfte. Aus Sarrazins und Höckes werden auch deshalb keine Hitlers, weil sie ihren Irrsinn offen publizieren dürfen und die Mehrheit offen widersprechen darf. Öffentlichkeit ist ein doppelter Schutzraum. Es schützt Minderheitenwerte. Es schützt aber auch die Mehrheitswerte.
Die Frage, ob wir mit Rechten reden dürfen, ist also falsch gestellt. Sie sollte lauten: Wo und wie sollten wir mit ihnen reden, und wann nicht? Auf der Ebene der Bühnenkommunikation brauchts dieses Reden in der Tat nicht. Denn hier wird sich niemand überzeugen lassen. Zwischenmenschlich ist dieses Reden dagegen sehr wichtig, denn anscheinend gibt es viele Menschen, die glauben Menschenfeindlichkeit wäre für irgendetwas gut. Deutschland hat zwar seit dem 2. Weltkrieg Rassismus und Antisemitismus geächtet, aber anscheinend wurde nicht allen ausreichend erklärt, warum Menschenfeindlichkeit schädlich ist. Stattdessen fühlen sich diese Menschen in der Tat von Ausländern auf vielfältige Weise bedroht. Das machen Wörter wie „Messereinwanderung” und „Bevölkerungsaustausch” sichtbar. Gleichzeitig hetzten diese Wörter Menschen auf. Das können diese Wörter, weil sie Angst machen. Die Fähigkeit, Angst zu machen, haben die Wörter, weil sie an Einstellungen und Überzeugungen andocken. Einstellungen und Überzeugungen sind drin in den Köpfen der Menschen. Wie sind sie dort reingekommen? Durch Sprache. Das ist der Kreislauf. Wer ihn versteht, weiß was zu tun ist. Einstellungen sind nichts anderes als Framings in unseren Köpfen. Einer Biologin wird man schwerlich Angst machen können, wenn man ihr zuruft, dass ein Insekt auf ihrer Schulter sitzt. Sie hat eine andere Einstellung zu Insekten als die meisten anderen. Sie kennt sich in der Materie aus.
Auch für Medien wie die ARD wäre es leicht, ihr Image mit dem Framing-Konzept aufzupolieren, ohne sich den Vorwurf der Manipulation einzuhandeln. Political Framing hat in der Tat eine moralische Komponente. Die Medien-Moral bestünde darin, politische Framings aufzudecken und zur Diskussion zu stellen. Dabei geht es darum, politische Begriffe und deren Gebrauch offenzulegen und zu hinterfragen. Entscheidend für Journalisten ist, eigene Framings aufzuspüren, zu hinterfragen und offenzulegen, statt ihnen blindlings zu vertrauen und als Moral zu verkaufen. Journalismus würde transparenter und nachvollziehbarer, auch in seinen Schwierigkeiten. Das wäre lösungsorientierter Journalismus, der versucht tradierte Deutungsraster der Medien in puncto Auswahl und Darstellung von Inhalten zu überwinden.
Die Sprache der Anderen ist der Quell für Sprachkritik
Wer Verständigung sucht, darf die Sprache von Kritikern und Gegnern nicht ignorieren oder gar verschweigen. Gerade die Sprache von Kritikern, liefert den Schlüssel für eigene wirksame Kommunikation. Wie sonst soll es gelingen, die Idee unseres Gegners zu entzaubern, ohne dessen Sprache benennen und dingfest zu machen. Wie sonst soll man argumentativ weiterkommen. Die Methode ist so alt, wie die Sprache selbst und nennt sich Sprachkritik (Re-Framing). Auf den ersten Blick ist das AfD-Schlagwort „Altparteien“ eine Abwertung der bisherigen Parteien. Gerade das Aufgreifen und Benennen dieses Sprachgebrauchs liefert jedoch den Ausgangspunkt, um Menschen, die diesem „Alt = schlecht“ Frame folgen, zum Umdenken anzuregen. Es ließe sich nämlich entgegnen: „Altparteien schaffen es zumindest Deutschland seit 70 Jahren Frieden und Wohlstand zu sichern, ohne die Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Neues muss seine Unschädlichkeit erst noch beweisen.“ Alte Dinge sind im Common Sense nicht per se schlecht, sondern haben durch Ihre Existenz ihre Nützlichkeit bereits erweisen. Dieser alternative Frame heißt „alt = respektiert“. Die Sprache der AfD zu ignorieren, hieße dieses Argument ungenutzt zu lassen und ist der erste Schritt in die Filterblase. Gleichzeitig hat Sprachkritik einen hohen Erinnerungswert, denn sie verwirrt das Publikum. Die Kenntnis einer alternativen Bezeichnung zwingt die Zuhörenden nämlich dazu, sich zu entscheiden. Wer weiß, dass „streikende“ Schüler auch „schwänzende“ Schüler sind, kommt nicht umhin beim nächsten Gespräch eines davon zu nutzen.
Schluss
Ja, Sprache schafft Bewusstsein, aber häufig anders als geplant. Politisches Framing ist in der Lage Mehrheiten zu schaffen, denn es bewirkt Ablehnung oder Akzeptanz. Wenn aber alle zu dieser Bühnenkommunikation greifen, heizt sich die Stimmung auf und es entsteht ein Bewusstsein, das nur noch Gut und Böse kennt. Dabei braucht es hier keine Mehrheiten, um Probleme zu lösen, sondern Verständigung und Akzeptanz. Selbst wenn unsere Nachbarin eine hartgesottene Konservative ist, freut man sich, wenn sie die Post annimmt.
Ob wir in den harten Dynamiken des Netzes als demokratische Gesellschaften untergehen oder nicht, hängt in erster Linie von uns ab. Framing ließe sich auch anders gebrauchen. Der Schlüssel sind oft unsere eigenen Framings. Sie halten uns oft davon ab, das Richtige zu tun.
Wollen wir an bestimmten Einstellungen etwas ändern, dürfen wir z. B. nicht vor ihnen und ihrer Sprache Reißaus nehmen. Sprache ist das Mittel, mit dem uns unsere Welt in die Köpfe gesteckt wurde und wird – jeden Tag aufs Neue. Ob diese Welt in den Köpfen drinnen bleibt oder ob sie sich ändert, entscheiden die Köpfe selbst. Um an den Einstellungen in unseren Köpfen wirklich was zu ändern, gibt es keine Impfungen und Wunderpillen. Der einzige Weg in die Köpfe ist die Sprache. Sie ist das ursprünglichste Mittel demokratischer Willensbildung. Dieser Weg ist kleinteilig, aber lohnend. Einstellungsänderungen finden nicht von heute auf morgen statt. Es empfiehlt sich Klemperers Arsen-Zitat mit einem anderen Framing auszustatten. Worte wirken nämlich nicht nur wie winzige Giftpillen, sondern umgekehrt auch wie kleine Schritte vorwärts. Es geht scheinbar kaum voran, aber wenn wir uns nach einiger Zeit umblicken, sind wir doch ganz schön weit gekommen.
Zurück zum Turm von Babel. Wichtig ist nicht, mit den Mitgliedern der eigenen Filterblase, einen möglichst hohen Turm zu bauen. Wollen alle ein gutes Leben in Frieden und Freiheit haben - also auch jene, die wir nicht verstehen - dann braucht es den Willen aller zur Verständigung.
Dazu jedoch fehlt es an Wissen über unsere eigenen Framings. Die meisten sind deshalb gar nicht in der Lage, angstfrei debattieren zu können. Schaut man sich den Zustand politischer Debatten im heutigen Deutschland an, wäre diese Fähigkeit womöglich wichtiger als die Kurvendiskussion im Matheunterricht. Schließlich entscheidet sie über das Mit- oder Gegeneinander in einer Gesellschaft.
Oder ist das Netz an allem schuld? Das Netz ist nur die Arena. Das Netz ist nicht der Teufel. Die entscheidende Frage lautet: Sind wir - in einer Welt neuer Mediendynamiken – bereit unsere Kommunikation auf den Prüfstand zu stellen, damit wir uns weiterhin verständigen können. Oder genießen wir einfach weiterhin den Rausch?
[1] Vergleiche dazu den Zeit-Artikel „Die einen sagen ‚Schmusekatze‘, die anderen ‚Raubtier‘“ in DIE ZEIT Nr. 10/2019. Von Martin Spiewak und Stefanie Kara, Die Zeit vom 28. Februar 2019.
Titelbild: "Der Verrat der Bilder" von René Magritte. Was das Bild mit dem Text zu tun hat, beschreibt der dazugehörige Wikipedia-Artikel ganz gut.